keskiviikko 28. toukokuuta 2014

Jo joutui armas aika


Jo joutui armas aika!
(Die Predigt zum Frühjahrsgottesdienst der DSH am 30.5.2014 in der Agricola Kirche in Helsinki)
Liebe Brüder und Schwester in Jesus Christus!
Ist dir eingefallen wie privilegiert, wie bevorzugt du bist? Hast du mal daran gedacht, wie reich und glücklich du bist? Du hast ein schönes Zuhause, hast Eltern, Verwandte und Freunde. Du bekommst jeden Tag gutes Essen und hast viele Möglichkeiten dich zu amüsieren und erholsame Freizeit zu verbringen. Du hast auch die Möglichkeit in die Schule zu gehen und jeden Tag etwas Neues zu lernen. Und noch zuletzt: du kannst auch in die Kirche gehen oder den Kirchgang abwählen, wie du willst. Bist du nicht reich, frei und glücklich?

Du weißt sicher auch, dass es in der Welt viele Menschen gibt, denen es gar nicht so gut geht wie uns. Sie haben kein Zuhause, weil sie vor dem Krieg oder Verfolgung geflüchtet sind, sie bekommen nicht genug zum Essen, weil es kein Essen für sie gibt oder ihre Krankheiten werden nicht geheilt, weil es keine Ärzte für sie gibt.

Vielleicht ist dir auch bekannt, dass es Länder und Kulturen gibt, wo ein Mädchen weniger ist als ein Junge, Länder, in denen die Schule nur für die reichen oder für die männliche Nachwuchs gemeint ist. Es gibt auch Länder, wo die Christen verfolgt werden und so ein offener Gottesdienst, wie hier, unvorstellbar wäre und deswegen sind die Christen gezwungen ihre Religion im Geheimen auszuüben. Sind wir nicht reich, frei und glücklich, wenn wir das anschauen?

Wir sind in unserer Freiheit sogar so frei geworden, dass im Frühjahr der stellvertretende Gesetzbevollmächtigte des finnischen Parlaments einen Antrag bekam, dass man die religiösen Veranstaltungen in der Schule verbieten sollte, weil die Religionsausübung eine private Angelegenheit sei und dass die Gottesdienste und Andachten die nicht-Gläubigen verschmähen. Das alles kulminierte sich in der Frage, ob man das Lied Suvivirsi, das schon seit dem Jahr 1701 gesungen worden ist, in den schulischen Veranstaltungen singen darf oder nicht.

Hinter diesem Antrag steht der Gedanke, die Religion, besonders das Christentum in unserer Gesellschaft und vor allem in der Schule zu marginalisieren und allmählich zu vertilgen. Es wird behauptet, dass der Glaube ein geschichtliches Überbleibsel sei, die durch das Licht der Vernunft und Aufklärung beseitigt wird. Die Federführer dieser Ideologie behaupten auch, dass die religiösen Veranstaltungen die Gefühle der nicht-religiösen Schüler beleidigen und sie als Außenseiter fühlen lassen. Wenn die Minderheit etwas nicht mag, dann sei das auch nicht der Mehrheit zugelassen. So soll es laufen, oder ist das doch nicht merkwürdig?
Ob ich glaube oder nicht, ist eine Meinungssache in gleicher Weise, ob ich Gummibärchen mag oder nicht. Das ist meine persönliche Einstellung zur Sache, die aufgrund meiner eigenen Erfahrung entstanden ist. In unserer Gesellschaft würde es sonst keinem einfallen die freie Meinungsäußerung zu verbieten. Was ist aber das Böse an der Religion, die so gefährlich ist, dass man sie nicht in der Öffentlichkeit sehen oder hören will?
Mit gleicher Begründung könnte man auch die schulische Gesundheitserziehung verbieten, weil ich Wurst und Bier und keine Karotten mag, oder den Sportunterricht verbieten, weil ich lieber auf Couch liege, fernsehe und lottere. Die finnische Flagge mag ich auch nicht, weil da ein Kreuz steht. Man könnte ja vieles verbieten nur deswegen, weil es einem anstößig und unangenehm vorkommt. Manche Sachen werden unumschränkt toleriert, manche gar nicht.

Es ist ein großer Fehler die religiösen Gefühle, den Glauben eines Menschen zu verachten oder den Einfluss der Religion in der Gesellschaft zu unterschätzen. Der Mensch ist seinem Wesen nach ein religiöses Geschöpf, die Fragen nach dem Sein und Sinn des Seins sind die allerwichtigsten Fragen, wo der Glaube eine zuverlässige Orientierung bietet. Diese Fragen stellen schon die ganz kleinen Kinder.
Der große christliche Denker Sören Kierkegaard hat den Lebensweg eines Menschen in folgender Weise beschrieben:

Auf der ursprünglichsten Stufe lebt der Mensch ganz in der Unmittelbarkeit der sinnlichen Empfindung: er genießt das Leben mit vollen Zügen, aber ist trotzdem nicht glücklich. Daher rührt auch eine geheime Verzweiflung, indem der Mensch spürt, dass er in Äußerlichkeiten gefangen ist. Das was einem köstlich vorkommt, ist letztlich nur Asch und Bein. Der Mensch ist verzweifelt, weil er mit sich selbst nicht im Reinen ist.

Auf der nächsten Stufe erkennt der Mensch sich als ein sowohl innerliches als auch übersinnliches Wesen. Er verhält sich nun vernünftig und erkennt seine Verantwortung vor sich selbst und der Welt. Er ist bereit die ganze Welt durch die Gerechtigkeitsbestrebungen und durch sein emsiges Tun zu retten. Dadurch aber erkennt er, dass er als zunächst rein inneres Wesen nicht im Stande ist, den seelischen Teil seines Wesens zu begründen, der nicht aus der Welt stammen kann. Die Begründung seines Wesens als geistiges Selbst findet er nicht in sich selbst. Er bleibt unzufrieden mit seinem Dasein, trotz guter Bemühungen.

Die letzte Stufe ist die religiöse Stufe: Hier bejaht der Mensch sein Gesetzt-sein von Gott und seine Existenz vor Gott. Daher ist das Ziel des religiösen Menschen, in ein lebensnotwendiges Verhältnis zu Gott zu treten. Dies kann allein im Glauben geschehen. Im Glauben nun wagt der Mensch den Sprung weg vom Verstand hin zum eigentlich Unmöglichen. Glauben ist nur deshalb möglich, weil sich Gott in Christus zu erkennen gab. Da der Mensch nicht in der Lage ist, rational zu Gott zu gelangen, musste sich Gott selbst offenbaren, indem er Mensch und zugleich Gott war. Daher bleibt demgegenüber nur der Sprung in den Glauben, der Glaubensprung.

Die Religionsgegner möchten wahrscheinlich, dass wir nur auf den ersten und zweiten Stufen blieben. Der größte Anstoß ist eben dieser Sprung in den Glauben, weil er nicht rational, vernunftmäßig ist. Glaube ist ein Mysterium und um gläubig zu sein, muss man lernen, mit dem Geheimnis umzugehen. Über dieses Glaubensgeheimnis spricht auch unser heutiges Evangelium:
 „Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. 
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen 
und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“

Rakkaat siskot ja veljet Jeesuksessa Kristuksessa!
Twaarna on kirkollista twitterkieltä ja se tarkoittaa saarnaa, joka on 140 merkkiä pitkä. Sen tarkoituksena on hillitä kirkollista monisanaisuutta ja pappien mieltymystä omaan ääneensä sekä keskittyä olennaiseen. Tämän päivän twaarna on tämä:
On ihana elää, tehdä työtä ja käydä koulua tässä maassa, jonka hyvinvointi ja tasa-arvo perustuvat suurelta osalta kristilliseen perintöömme. Kaikilla maailman ihmisillä näin ei ole, osaksi siksi, etteivät he ota Jeesuksen viestiä todesta tai eivät ole siitä kuulleet. Meillä Suomessa on mielipiteen vapaus, ja oikeus uskoa tai olla uskomatta. Näkemys, että yhden oikeus loppuu siihen, mistä toisen alkaa, on väärä. Usko tuo ihmisen henkilökohtaiseen elämään ja koko yhteisön elämään arvoja, jotka ovat pysyviä ja myönteisiä. Ihminen on kahden maan kansalainen, ja tie yhteyteen Jumalan kanssa voi kulkea eri teitä pitkin. Usko on henkilökohtainen ja yhteisöllinen asia, eikä sitä voi rajata arkielämän ulkopuolelle ja työntää johonkin nurkkaan, koska se on itse elämää. Usko on kallis asia. Yhteinen uskomme on saanut muotonsa myös lauluissa, joita tänään olemme laulaneet tai saaneet kuulla. Suvivirsi on ihana. Suomen suvi on ihana. Haluan, että joka kevät voin laulaa tämän laulun. Haluan myös, että kaikilla tulevilla sukupolvilla on tähän oikeus. Hashtag ja aamen! Kaikille siunattua kesää! 

tiistai 20. toukokuuta 2014

Einari Vuorela: Täältä kaukana


Kansikuva vuodelta 1927


Rautalammin kunnankirjasto tyhjensi vanhaa kirja-aarteistoaan pilkkahintaan. Sieltä sattui käteen myös Einari Vuorelan kokoelma Täältä kaukana vuodelta 1927. Runokokoelman kansilehti oli niin aitoa 1920-lukua, että jo siksi teokseen piti tarttua. Kirjallisuushistoria tietää kertoa Vuorelasta, että hän on hiljaisten kylänäkymien melankolinen kuvaaja, joka teki rajoituksestaan hyveen ja kehitti harvaviivaisen, yksinkertaisen laulullisen tyylin vaikuttavan eheäksi lyyriseksi pienoistaiteeksi. (Kai Laitinen) Rautalammin raittia kulkiessa pääsee kyllä hyvin Vuorela-fiiliksiin.

Suomen kirjallisuus VIII luonnehtii Vuorelaa kylänlaulajaksi, ja lienee tässä oikeassa. Luonto, pellot, tiet ja kylät ovat avaimia Vuorelan runomaisemaan. Tämä Tyko Sallisen synkänherkkä kylänäkymä Cézannen henkeen voisi olla myöskin Vuorelan maisema:



Tähän kannattanee vielä katsoa tämä ylevä lyhytfilmi vanhoista runoilijoistamme, jossa on myös pieni välähdys Vuorelan elämästä. Katsokaa, kuin stiilistä taitelijaelämä ennen oli ja kuinka kaikkea tekemistä ja olemista leimaa hienostus, ainakin filmissä:
http://yle.fi/elavaarkisto/artikkelit/kuusi_runoilijaa_14427.html#media=14437


Mielenkiinnolla ryhdyin lukemaan tätä kirjailijaa, josta tiesin vain nimen ja väljän liittymän Tulenkantajiin. Nuorempana runoja lukiessani välttelin Vuorelaa, koska hän oli tuolloin mielestäni maalaismainen, Katri Valan Si Si Dus oli silloin lähempänä. Mitenkähän nyt kävisi?

Näin kesän ovella voisi aloittaa samannimisellä runolla:

Nään laihopellon, laihon yllä kuun
ja sauhupatsaan katon yllä nään;
nään pientarella hämärtyneen puun
kuin piilosilla ypö yksinään.
Käy kevään henki raikas, viileä, 
kun tuulen ovet ammollansa on,
ja metsän tuoksu tulvii kylihin.
Soi etähältä kosken hyminä
kuin paarman lento luota raunioin.
Ja sammunut on lamppu naapurin.

Taas ajanratas kultapaisteeseen
on valon kehään jäänyt pyörimään.
Kuin muuttolinnut ylös räystäälleen,
niin mieleen tekee kaihot pesiään.
Pois tuuli särkee usvavaipat suon,
ja päivä leikkii vyössä auteren
kuin kylvökiuru laulutornissaan.
Ja lämmin hyvyys lailla virran vuon
käy yli maiden, halki sydänten
ja luodut jälleen liittää Jumalaan. 

Runoilija etenee yksityisestä yleiseen: omasta luontokokemuksesta aukeaa koko ihmisenä olemisen maisema. Kylmä ja hämärä väistyvät, valo ja lämpö täyttävät tilan ja ihmismielen. Kielikuvat ovat klassisia, mutta yllättäviä ("paarman lento luota raunioin") ja ne jättävät lukijalle mahdollisuuden viipyillä niissä pidempäänkin. Runoilija taritsee lukijalleen monia räystäitä, joihin tehdä pesiä. Verraton kevätruno!

Hieman hyisempää tunnelmaa saadaan runosta Suo:

Käy suolla iltatuuli viluinen
ja vaivaiskoivut hiljaa kahisee.
Käy taivas äänettömään pilvehen,
suon ulapoilla männyt himmenee.
Yö, sumu peittää kaikki mättähät
vain tulvavesi kiilumahan jää,
ja niittyvillan tupsut valkoiset
kuin ehtootuulen nopsat käpälät.
Pois pesällensä tuuli häviää,
ja alkaa loputtomat satehet.

Mun sieluni on aava rahkasuo,
sen yli epätoivo puhaltaa;
sen taivahalle murhe pilvet luo
ja tuuli repii tuskan kanervaa.
On ympärillä rimmet pettävät.
Vain kyyneleet jää silmiin kiilumaan
kuin varpuihinsa kurjen karpalot.
Ja aatokset - nuo pedon käpälät
ne repii sydäntäni, saalistaan
kuin ihmiskuntaa vihat, kohtalot.

Tässä on tuskan crescendoa: suomaisemasta löytyy sekä oma että ihmiskunnan tuska. Kuvat ovat aitoja suokuvia, suopursun tuoksun voi tuntea näitä rivejä lukiessa ja nähdä usvaan katoavat käkkyrämännyt. Tämä on totta.

Elokuun ilta

Hämärää loistaa oljet,
kiiluu sirpit puolapuulla,
tähdet niinkuin suuret soljet
heijastelee illansuulla.

Lepään sinun silmissäsi,
näen unta lapsen lailla.
Niinkuin tummat tuutulaulut
kuuset sammuu salomailla.

Tähän syyskesän tunnelmaan voi vain upota. Tämä on pehmeä sielunmaisema. Luopumista, sadonkorjuuta, ikävää... Nyt vanhempana tämä Vuorelan arkaainen runokieli tuntuu tulevan jo hyvin lähelle. 

Luonto ja maaseudun rakennettu kulttuuri ovat harmoniassa keskenään, luontokuvista aukeavat aina suuremmat näkymät maailmaan ja ihmisluontoon. Kaunista ja syvää runoutta, joka hohtaa seepian väristä tunnelmaa menneiltä ajoilta.  



sunnuntai 4. toukokuuta 2014

Nyt nokkoseen!

Kevään herkkuja: horsmanversoja ja nokkosia

Tee kevätretki sellaiseen kulttuurimaisemaan, mistä löydät nokkosta! Yleensä sitä on peltojen ja ojien lähettyvillä ja vanhojen karjasuojien liepeillä. Nokkonen on ehdoton kevätherkku, jota kannattaa syödä tuoreena ja ottaa talteen kuivattuna. Ota mukaan käsineet ja sakset, koska myös nuori nokkonen polttaa. Kerätyt nokkoset voit ryöpätä nopeasti ja pakastaa tai sitten laitat lehdet kuivuriin tai talouspaperin päälle kuivumaan. Huomionarvoista on myös se, että tämä herkku on ilmaista. 

Kuivaa nokkosta voi tupsauttaa lähes kaikkiin ruokiin, mutta erityisen hyvää siitä saa tekemällä joko nokkoskeittoa tai nokkoskastiketta. Verratonta on savulohi nokkoskastikkeen kera.


Voit käyttää nokkosta myös erinomaisessa flammekuchenissa: 


330 g vehnäjauhoja

3 rkl öljyä ja hieman vettä
½ tl suolaa
2 dl ranskankermaa tai kermaviiliä
½ dl kermaa
2 sipulia
100 g palvia
100 g pekonia
100 g emmentalia
(ryöpättyä nokkosta kourallinen tai lusikallinen kuivattua)
Tee jauhoista, öljystä, tilkasta vettä ja suolasta taikina ja anna sen levätä kylmässä, kun teet muun valmistelun. Voit rivauttaa taikinan joukkoon myös vähän leivinjauhetta. Sulata pekoni ja paista siinä hienoksi hakattu sipuli. Tässä vaiheessa nälkäistä alkaa jo heikottaa, ja täytyy ottaa pala emmentalia ja nuuhkaista viinilasia. Kauli taikina ohueksi ja laita se voidellulle pellille. Sekoita creme fraiche ja kerma, mausta suolalla ja pippurilla ja levitä seos tasaisesti pohjalle. Sirottele päälle sipuli-pekoniseos ja hienoksi hakattu palvi. Lisää tähän kourallinen ryöpättyä nokkosta.Lopuksi raastettua emmentalia maun mukaan ja uuniin 200 asteeseen. Paista kauniin ruskeaksi, valmista tulee noin 20-30 minuutissa.  Tätä sopii varioida mielensä mukaan, mutta myös kuivatut sienet ja pinaatti jalostavat tämän maalaisruuan ihan uusiin ulottuvuuksiin. Ruoka on hienosti hapan, runsas mutta kevyt.

Nokkosta voi erinomaisesti käyttää myös teen aineena, jos pidät vihreänmakuisista teistä.


Jos haluat sukeltaa enemmän nokkosen monipuoliseen käyttöön ja kulttuurihistoriaan, antaa Toivo Rautavaaran "Mihin kasvimme kelpaavat?" erinomaisen paljon tietoa tästä kasvista. Rautavaaran mukaan nokkonen on tärkein villikasveistamme, ja häneltä ovat myös peräisin nerokkaat sanat kasvi- ja sieniriista. Tuoreessa nokkosessa on 15% hiilihydraatteja, mistä puolet rypälesokeria, 5,5% valkuaisaineita, 0,6% rasvaa ja 2,3% kivennäissuoloja, kuten rautaa ja kaliumia. Ravintoarvoltaan nokkonen on kolme kertaa pinaattia parempi.  


Nokkosen terveellisyyttä ja makua ei voi kyllin ylistellä, joten tuumasta toimeen ja nokkoseen!




Misericordias Domini



Misericordias Domini, Guthirtensonntag

Misericordias Domini in aeternum cantabo

(Diese Predigt wurde in der Deutschen Kirche Helsinki am 4.5.2013 gehalten)

Der Predigttext des heutigen Sonntags steht geschrieben im 13. Kapitel des Hebräerbriefes:

 „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“


Liebe Brüder und Schwester!

Guthirtensonntag heißt dieser Sonntag des Kirchenjahres. Unsere kleinen Gemeindemitglieder haben das Lämmchen in ihren Gottesdienst mitgenommen als ein Zeichen dafür, dass wir alle Schafe Jesu sein sollten. Jesus als Hirte und wir Christen als Schafe ist ein altes, vielleicht ein bisschen schnulziges Bild über Jesus und über das Christsein. Ein Christ als ein Lamm kommt dem modernen Menschen nicht besonders mündig vor und warum muss er eben nach den verlorenen laufen: wir anständigen sind ja da!
Hirten und Schafe sind trotzdem keine niedlichen Schnörkel oder Verzierungen der biblischen Sprache. Nein, eher muss man sagen, dass sie zu den zentralen Begriffen des Glaubens gehören. Die Hirten verrichten eine schwere und unbequeme Arbeit auf den Wiesen und sind auch dann im Einsatz, wenn die anderen Menschen im Bett liegen. Ihre Arbeit ist den anderen zu dienen. Sie gehören nicht zu der Oberschicht. Sie vertreten Demut und Dienstbereitschaft.
Das Bild vom Hirten spielt in der Bibel eine große Rolle. Der Hirte vertritt ein großes Ideal. In der Vätergeschichte waren ja die Hauptgestalten Abraham, Isaak und Jakob Hirten, König David war auch Hirte sogar in zweier Weise: zuerst hütete er seine Schafe und dann später das Volk Israel.  Auch die Könige in der alttestamentlichen Welt wurden entweder gute oder schlechte Hirten genannt.

Jahwe betrachtet im Alten Testament die Aufnahme oder Verwerfung Seiner Boten und damit Seiner Botschaft, als seine persönliche Annahme oder Verwerfung. Wer diese Zeugen und ihre Botschaft angenommen und sich darunter gebeugt hat, wird mit "Schaf" bezeichnet und zur Rechten des Königs gestellt und darf ins ewige Leben eingehen; wer aber Gott und seine Sendboten verworfen und gehasst hat, wird als "Bock" zur Linken gestellt und empfängt ewiges Gericht.

Dieses Bild des Endgerichts wiederholt sich in der Offenbarung Johannis, wo gesagt wird: „Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Ziegen scheidet, und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Zicklein aber zu seiner Linken. Der Höhepunkt dieser Hirtenbilder ist sicher der Psalm 23, was wir eben zusammen gelesen hatten: Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Der gute Hirte ist im Christentum eine der ältesten Bezeichnungen für Jesus Christus. Es war übrigens auch ein Lieblingsbild mancher römischer Herrscher. Kaiser Augustus ließ sich gerne in Stauen im Hirtengewand mit einem Schaf zu seinen Füßen abbilden. Wie die Hirten immer wieder auf der Suche nach neuen Weidegründen sind, so müssen die Könige damals und die Politiker heute versuchen, immer neue Lebensmöglichkeiten für ihr Volk zu finden. Das tut auch heute der Präsident unseres östlichen Nachbarlandes, indem er sich vor ein Paar Wochen in einem Interview als Hirten des russischen Volkes bezeichnete. Neue Weidegründen…Ein Lieblingsmotiv vieler Machthaber durch die Zeiten.

Der gute Hirte aber kennt die Schafe und ruft sie einzeln beim Namen. Die Schafe erkennen ihn an der Stimme. Bis zur Hingabe des eigenen Lebens setzt sich der gute Hirte im Gegensatz zum Lohnhüter für die Herde ein.
Den Hintergrund der allegorischen neutestamentlichen jesuanischen Hirtenworte bildet das Hirtenmotiv des Alten Testaments, das auf Gott selbst bezogen ist. Einen Gegenpol hat die Allegorie Jesu als dem guten Hirten in dem des „Lammes Gottes“. Hier erscheint Jesus als makelloses Lamm, das zur Vergebung der Sünden geopfert wird.

Liebe Gemeinde! Wir blieben eine Weile bei der Hirten- und Lammkunde, um vielleicht besser in diese archaische Bilderwelt hinein zu kommen und uns von den abwegigen Hirtenvorstellungen und romantischen Weidelandschaften zu befreien.

Unser heutiger Predigttext ist eine Doxologie, ein Gotteslob am Ende des Hebräerbriefes. In ihn wurde die zentrale Aussage des Briefes destilliert. Die ursprüngliche Aufgabe des Textes war die neuen Gemeindemitglieder in Rom in ihrem Glauben und Gemeindeleben zu stärken. Der Text hat einen direkten Bezug auf die Osterereignisse und er baut gleichzeitig eine Brücke von der Passion zum Himmelfahrt. Der Text bildet auch einen Übergang zwischen dem Alten und Neuen Testament, indem er  besagt, dass die Sünden des alten Bundes durch das Blut des ewigen Bundes vergeben sind. Mit Jesus Christus ist die neue Ära eingetreten.

Liebe Gemeinde, wir verlassen jetzt die neutestamentlichen Realien und nehmen ins Visier das Hirtenamt. Hier und da gibt es sie ja tatsächlich, die guten Vorbilder, für die wir Gott wirklich nur dankbar sein dürfen. Der gute Hirte, den die Bibel beschreibt, ist keine menschliche Möglichkeit. Es ist Gottes Freiheit, sich uns anzubieten als der gute Hirte. Aber auch der gute Schafhirte taugt als Beispiel für das, was Christen füreinander sein können: Begleitung, Stütze und Stärke. Menschen, die füreinander wichtig sind und einander helfen zu leben. Das ist schon sehr viel. Solange wir einander segnen, einander begegnen in der Nachfolge des guten Hirten, der da ist für die Seinen, solange ist die Kirche nicht verloren.

Es gibt allerhand Hirten, sowohl weltliche als auch kirchliche, aber es gibt nur einen guten Hirten. Die Menschen bleiben fehlbar, auch die Besten. Sie können irregehen und auch falsch führen. Die Menschheit hat sich im Laufe der Geschichte von allerlei Hirten führen lassen und tut das immer noch, dafür haben wir reichlich Beispiele.

Die bösen Hirten weiden an sich selbst, sie kennen ihr Schaar nur als ein Mittel für die eigene Selbstverwirklichung und Machtentfaltung. Sie lassen ihr Leben tatsächlich nicht für ihre Schafe. Von dieser Heimsuchung sind leider auch die Kirchen betroffen: die römische Kirche mit ihrem Papstwesen und Sakramentisierung des Priestertums und die orthodoxe mit ihrer engen und langen Liaison mit den jeweiligen Machthabern. Die Führungsprobleme unserer Kirche sind ein bisschen anders. Der Stein des Anstoßes für diejenige, die für obere Hirtenämter im Lande eingekleidet sind, ist die Fügsamkeit und die bedingungslose Anpassung zum Zeitgeist. Man rasiert mit dem Strich, damit es nicht weh tut.


Und wie sieht dieser Zeitgeist aus? Es wird in vieler Weise versucht die Religion in der Gesellschaft zu marginalisieren und entwässern, mit der Begründung, dass alle Bürger des Landes die christlichen Werte nicht teilen können oder wollen. Diese antikirchliche und antichristliche Kräfte  sind besonders emsig im Bereich der Erziehung gewesen: typische Beispiele sind die Suvivirsi- und Tageseröffnungsdiskussion und der Schlacht um die zukünftigen Religionslehrpläne gewesen. Je weniger wir christliche Früherziehung haben, desto weniger wird es auch Christen geben, so etwa läuft die Logik dieser lauter Minderheit, die leider auch von den führenden Medien unterstützt wird.

Es ist angenehmer und populärer über die Gleichberechtigung, Pluralität, Solidarität und Demokratie zu reden als über die Sünde, Gnade und Seelenheil. Es besteht die Gefahr die Botschaft Christi zu einer sozialen Gerechtigkeitspredigt zu reduzieren. Es kann auch nicht wahr sein, dass die sexualethischen Fragen die Mitte der christlichen Botschaft bilden. Da hätten unsere Hirten lauter sein können und in Kauf nehmen, dass es nicht immer geklatscht wird. Die Gerechtigkeit ist die Folge und Frucht des Glaubens, nicht ihre Voraussetzung. Die Hirtenarbeit sollte auch eine prophetische Arbeit sein, obgleich sie in der jetzigen Zeit durchgeführt wird.

Andererseits, wenn man die Nachfolger Jesu anschaut, waren sie auch keine besonderen Glaubenshelden, wie zum Beispiel der dreifache Versager Petrus, der später den Fels der Kirche bilden sollte.
Sein dreifaches Versagen muss Petrus durch sein dreifaches
Bekenntnis wieder gut machen. Jesus nimmt es an und setzt den reumütigen Sünder wieder ein. Und gerade diesem gibt er den Auftrag: Weide meine Schafe!

Jesus sucht sich, das sehen wir im ganzen Neuen Testament,
immer wieder Menschen, denen man es eigentlich nicht zutraut, dass sie das Hirtenamt ausüben könnten. Aber gerade darin liegt ja das Besondere an dieser Aufgabe, an diesem Amt.

Als Pfarrer bin ich nicht der gute Hirte, weder die liebe Katja, Erik oder Hans-Martin. Wir sind Schäfer mit unterschiedlichen Gaben, vom guten Hirten beauftragt um SEINE Schafe zu weiden. Er ist unser guter Hirte, er soll dem Verlorenen nachgehen und den Verletzten heilen. Jesus hat gesagt: Weide meine Schafe! Aber
damit hat er mich nicht zum guten Hirten gemacht, sondern
ich bleibe, was ich war: Ein Mensch, der fehlen kann, ein
Sünder wie du und ich. Der Auftrag des Pfarrers ist es: Gottes Wort zu verkünden und die Sakramente zu verwalten. Dass dieses Wort aber wirkt, dass Menschen gerettet werden, dass Sünden vergeben werden, das kann nicht der Pfarrer, das kann nur Gott.

Vor Ostern wurden in manchen finnischen Gemeinden sogenannte „Twaarnas“ gehalten, das ist eine Twitterpredigt, etwa 140 Zeichen lang und könnte auf Deutsch „Twredigt“ heissen. Die Idee war die redseligen Pfarrer abzubremsen und sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Vielleicht könntest du heute das nach Hause mitbringen: „Du bist einzigartig, du bist ein Abbild Gottes. Dies ist dein Vorteil, Freiheit und Pflicht. Es gibt keinen direkten Weg zum Christsein. Wenn du diesem Bild deinen Rücken kehrst, wirst du von Angst, Zweifel und Not begleitet. Deine Aufgabe als Mensch ist, das zu werden, wozu du bestimmt bist. Die richtige Freude kann nur durch den Durst der Seele erzielt werden. Dieser Lebensweg ist gangbar nur durch die Umwandlung und Änderung. Auf diesem Wege hast du den treuen Begleiter, der dir sagt:

"Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen."

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen Leben. Amen


Weil ich Jesu Schäflein bin...